Archiv für den Monat August 2016

Was Frauen ehrenamtlich tun

Früher haben sie auf Bahnhöfen Schuhe und Kleider nach Größen sortiert; jetzt suchen sie ein grünes T-Shirt, nicht zu groß, weil grün so gut zu seinen dunklen Augen passt.

Früher haben sie Reiserouten geplant, ohne genau zu wissen, wohin die Reise wirklich gehen soll; jetzt kaufen sie Fahrkarten und sagen: „Komm nicht zu spät nach Hause!“ und „Weißt du wann der letzte Zug geht?“

Früher konnten sie die Gesichter nicht immer unterscheiden und ihre Namen haben sie sich nur schwer gemerkt; jetzt hat sein Name einen besonderen Klang und sie hören ihn im Warteraum sofort heraus.

Früher haben sie unbekannten Männern eine Zigarette angeboten und sich mit ihnen mit Gesten verständigt; jetzt rauchen sie spätabends nachdenklich alleine am Balkon und fragen sich, wie es seiner Familie zu Hause gehen mag.

Früher haben sie Wertkarten für Handys besorgt und manchmal zögerlich Telefonnummern ausgetauscht; jetzt lachen sie über seine verrückten Fotos und freuen sich über eine Nachricht von ihm.

Früher haben sie die Reste vom Buffet der Weihnachtsfeier ins Notquartier gebracht; jetzt kochen sie zu Hause für die plötzlich größere Familie und laden ihn immer wieder zum Essen ein, weil sie wissen, dass das Geld nicht reicht.

Früher konnten sie nachts schlecht schlafen in dem Wissen, dass andere ganz in ihrer Nähe am Boden im Freien oder in Zelten übernachten; jetzt suchen sie Wohnungen und schlafen abends mit der Frage ein, ob sie ihn nicht doch einige Zeit bei sich aufnehmen sollen.

Früher haben sie Blasen an den Füßen verarztet; jetzt heilen sie seine verwundete Seele.